Nachruf Prof. Dr. rer. nat. Walther L. Fischer
Am 27.05.2022 verstarb Herr Prof. Dr. Fischer im Alter von 91 Jahren.
Herr Fischer studierte in den Nachkriegsjahren (von 1948 bis 1953) u.a. bei Nöbeling die
Fächer Mathematik und Physik in Erlangen. Nach dem Referendariat und achtjährigem
Gymnasialdienst wechselte er als Studienrat im Hochschuldienst ans Mathematische
Institut der Universität Erlangen/Nürnberg, wo er 1968 zum Dr. rer. nat. mit einer Arbeit zu
„CECHschen Cohomologien der Nachbarschaftsräume und ihrer Kompaktifizierungen“
promoviert und zum Akademischen Direktor ernannt wurde.
1972 wurde Fischer auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik
berufen, den er in der Folgezeit bis zu seiner Emeritierung 1998 aufbaute und zu einem
festen Bestandteil der nordbayerischen Lehrerausbildung etablierte.
Darüber hinaus hat er sich in großem Umfang am Aufbau der seinerzeitigen
Erziehungswissenschaftlichen Fakultät beteiligt und an der Integration dieser gerade erst
begründeten Fakultät in die Universität. Dazu zählten wenig geschätzte organisatorische
Funktionen innerhalb der Fakultät wie etwa seine langjährige Tätigkeit als
Liegenschaftsbeauftragter, wie aber auch die langjährige und hochwichtige Vertretung der
Fakultät im Haushaltsausschuss der Universität. Auch die etwa um 1980 beginnende
Einrichtung des Rechenzentrums der Fakultät und dessen unablässiger Ausbau lagen bis
1998 in den Händen von Professor Fischer.
Sein wissenschaftliches Forschungsfeld war weit angelegt. Neben seinen didaktischen
Themen widmete er sich beständig auch intensiv seinen mathematisch orientierten
Forschungs- und Interessensschwerpunkten wie zum Beispiel „Geometrien mit Nachbarschaftselementen“,
der „Theorie der Toleranzräume“ oder der „Mathematischen
Sprachtheorie“.
Internationale Reputation erwarb sich Prof. Dr. Fischer insbesondere auf Grund seiner
zahlreichen Veröffentlichungen und Tagungsbeiträge im In- und Ausland; so bereiste er
zum Beispiel mehrfach im Rahmen von Vortragsreisen China, Japan und die Vereinigten
Staaten. Seine vielfältigen Interessen werden u.a. deutlich in den zahlreichen Beirats- und
Vorstandsmitgliedschaften bei zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen, wie zum
Beispiel der „Gesellschaft für Didaktik der Mathematik“, der „Internationalen Gesellschaft
für Biometrik“, der „Japanese Society of Mathematical Education“ oder auch im „Centro
Superiore di Logica e Scienze Comparate“. Von 1991 bis 1998 war Prof. Dr. Fischer
Mitglied des Instituts für anthropologisch-historische Bildungsforschung, wo er u.a. zu
Themen der Kulturethologie wesentliche Beiträge publizierte. Besonders verbunden war
er den Matreier Gesprächen, eine vom Konrad-Lorenz-Schüler Otto Koenig eingerichtete
interdisziplinäre Forschungsgruppe.
Prof. Dr. Fischer erhielt 1991 das Bundesverdienstkreuz am Bande für „seine besonderen
Verdienste und seinem weit überdurchschnittlichen und unablässigen Engagement in der
universitären Selbstverwaltung, in der Wissenschaftsorganisation und in seinem
erfolgreichen Bemühen um die Sicherung eines interdisziplinären Forschungsansatzes“.
Nürnberg, den 29.06.2022